Die Orgel(n) der Friedenskirche
Mai 3rd, 2021 by redaktion-m

Die Heinze-Orgel
Im Juli 2021 ist die Friedenskirche Niederschönhausen 150 Jahre alt.
So klingt die Gustav-Heinze-Orgel in der Friedenskirche (erbaut 1926):
– Wie schön leuchtet der Morgenstern
– Zu Bethlehem geboren
Zur Geschichte der Orgeln der Friedenskirche
Zur Einweihung der Friedenskirche 1871 stand in der Friedenskirche eine Orgel des Berliner Orgelbauers Carl Gustav Babé, die dieser 1815 noch für die alte Dorfkirche gebaut hatte.
Dieses Instrument war relativ klein (Ein Manual + Pedal mit insgesamt 6 Registern) und wurde 1904 ersetzt: Die Gebrüder Walter aus Guhrau bauten eine neue Orgel unter Verwendung des alten Gehäuses der Babé-Orgel und Teilen des alten Pfeifenwerks. Mit 17 klingenden Registern auf 2 Manualen + Pedal war sie bereits deutlich größer als ihr Vorgängermodell.

Spieltisch der Orgel
Im Jahr 1926 erhielt die Friedenskirche eine neue Orgel, die auch heute noch in der Kirche steht. Sie wurde durch den aus Sorau/Niederlausitz stammenden Orgelbaumeister Gustav Heinze gefertigt und ist mit 30 klingenden Registern auf 2 Manualen + Pedal eines der eines der größten erhaltenen Instrumente dieser Orgelbauwerkstatt. Ihre 2016 Pfeifen stehen auf pneumatisch angesteuerten Kegelladen, sie verfügt u.a. über einen Roll- und einen Jalousieschweller, zwei freie Kombinationen, ein automatisches “Pianopedal” (eine patentierte Erfindung Gustav Heinzes) sowie einen sehr sehenswerten freistehenden Mahagonispieltisch. Als frühe Zeugnisse der zur Bauzeit gerade erst anbrechenden Orgelbewegung sind in ihrer Disposition bereits drei besondere Aliqout-Register enthalten: Zwei Terzen (1 3/5) und eine Septime (1 1/7). Die Kosten der Orgel beliefen sich damals auf 13.655 Reichsmark. Sie wurde in Sorau gefertigt und dann in Kisten verpackt per Pferdefuhrwerk und Bahn bis zur Kirche transportiert und dort aufgebaut. Die alte Orgel ging in den Besitz des Orgelbauers über.
Im II. Weltkrieg wurde die Orgel 1945 durch eine Fliegerbombendetonation neben der Kirche stark beschädigt und mußte Jahre später aufwendig repariert werden. 1965 wurde die Orgeldisposition dem damals herrschenden Zeitgeist folgend erheblich verändert. Ausgeführt wurden diese Arbeiten durch den Berliner Orgelbaumeister Ludwig Glöckner.
Heute ist die Orgel wieder in ihrer ursprünglichen Klanggestalt zu erleben – wir verdanken dies unzähligen aktiven Gemeindegliedern, die zusammen mit dem Kirchenkreis die nötigen Gelder für eine Restaurierung zusammengetragen haben sowie der Orgelbaufirma Sauer aus Müllrose, die die Orgel in zwei großen Bauabschnitten in den Jahren 2008 und 2016 sehr kompetent und mit Liebe zum Detail restauriert und wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt haben. Sie wird im Jahr 2021 (dem “Jahr der Orgel”) stolze 95 Jahre alt!
Ihr Weihespruch 1926 lautet:
Sei geweiht! Dem Herrn wir singen Lob und Dank mit Mund und Herz.
Sei geweiht! Mit Adlerschwingen trag uns fortan himmelwärts.
Sei geweiht! Dein Klang soll bringen uns in weltentrückte Fern’.
Sei geweiht, mit deinem Klingen zu empfangen unsern Herrn!
(Johannes Burmeister)